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Die Schulbibliothek für den Ganztag öffnen

Die Schulbibliothek kann im Rahmen ganztägiger Bildungskonzepte eine wichtige Rolle spielen: So kann die Bibliothek im Ganztag

  • als Ort für Recherchen,
  • zur Durchführung von Lese-AG´s,
  • als Rückzugsort zum Lesen und Entspannen oder
  • als Lernort im Allgemeinen fungieren.

Des Weiteren bietet es sich an, die Bibliothek als Ort des Vorlesens im Ganztag zu nutzen. Somit ergibt sich die Chance, sowohl im offenen als auch im gebundenen Ganztag i.S.e. sinnvollen Rhythmisierung die Schulbibliothek als Raum für ganztägiges Lernen zu nutzen und diesen zum Lern- und Lebensraum für alle im Ganztag lernenden Schülerinnen und Schülern werden zu lassen.

Ganztägiges Lernen und Lesen im Rahmen der Räumlichkeiten der Schulbibliothek erfordern es, die Raumgestaltung der Bibliothek zu überdenken – mit dem Ziel, einen modernen, an den Bedürfnissen der im Ganztag lernenden Schülerinnen und Schülern ausgerichteten Raum zu schaffen.

Gestaltung der Schulbibliothek nach den Raumkonzeptideen von Rosan Bosch

„Designing for a better world starts at school.“

Rosan Bosch, eine dänische Architektin, spricht sich mit diesem Satz für ein Umdenken bezüglich der Nutzung von Schulräumen aus. Ziel soll es sein, den Schülerinnen und Schülern Räume zuzugestehen, in denen sie selbst entscheiden können, wie sie lernen und leben. Boschs Raumkonzepte orientieren sich demnach in erster Linie an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler.

Ihr Ziel ist es, schulisches Lernen in modernen, motivierenden Lernlandschaften anzubieten, in denen Leben und Lernen verknüpft stattfindet. Schulische Räume sollen die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, für ihr Lernen und Arbeiten Verantwortung zu übernehmen. Dabei sollen die Räume zum Lernen „verführen“ und den Schülerinnen und Schülern das Arbeiten und Lernen in verschiedenen Sozialformen ermöglichen. Boschs Gestaltungsideen lassen sich auch auf die (Um-)Gestaltung von Schulbibliotheken anwenden.

Mit Symbolen bringt Bosch ihre Gestaltungsideen zum Ausdruck:

Mountaintop

Dieses räumliche Arrangement ist geeignet für Lernsituationen, in denen eine Schülerin bzw. ein Schüler zu mehreren anderen sprechen und Gehör finden möchte. Durch eine Erhöhung ("Mountaintop") kann diese kommunikative Situation unterstützt werden. Diese Erhöhung kann beispielweise für Vorlesesituationen genutzt werden: Hierbei können Übungen zum lauten Lesen durch die Schülerinnen und Schüler durchgeführt werden. Aber auch die Lehrkraft kann die „Erhöhung“ nutzen, um eine Vorlesezeit effektiv zu gestalten. Auch im Rahmen einer „Vorlese-AG“ zusammen mit einem externen Partner lässt sich die „Erhöhung“ sinnvoll nutzen.

Cave

Der Titel "Höhle" steht für das Angebot von Rückzugsorten. Der/die einzelne Schüler/in oder auch eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern hat die Gelegenheit, sich der Großgruppe zu entziehen und sich allein oder mit Partner(n) an diesen ruhigen Ort zu begeben. Dies ist für das Lesen in vielerlei Hinsicht bedeutsam: So erhalten die Lesenden die Möglichkeit ungestört und nur für sich konzentriert und über einen längeren Zeitraum in ihrem Buch/ ihrer Geschichte weiterzulesen, ohne gestört zu werden.

Campfire

Am "Lagerfeuer" sitzen alle beisammen und tauschen sich aus. Hierfür werden in der Schulbibliothek räumliche Arrangements geschaffen, die mehreren Schülerinnen und Schülern Raum zum Sitzen und Sprechen in der Runde ermöglichen. Besonders kooperative Lesemethoden lassen sich am „Campfire“ verwirklichen. So kann beispielsweise das Tandemlesen durchgeführt werden oder Texte im Leseteam erschlossen werden. Der soziale Aspekt des Lesens tritt damit in den Mittelpunkt.

Watering hole

Mit diesem Arrangement werden Orte in der Lernlandschaft angeboten, die ähnlich wie das "Wasserloch" in der Natur fungieren. "Watering hole" ist ein Anlaufort, der jederzeit zum Einholen und Austauschen von Informationen angesteuert und wieder verlassen werden kann. So kann ein ausgewiesenes „Wasserloch“ in der Schulbibliothek dazu dienen, verschiedene Leseangebote zum Stöbern und Entdecken bereitzustellen. Schülerinnen und Schüler könnten hier zum Beispiel Anregungen für ihre nächste Lektüre finden und in Bücher „hineinschnuppern“. Es können jedoch auch themenbezogene Lesetische arrangiert werden, zum Beispiel Literatur eines bestimmten Genres oder Bücher zu einem Thema des aktuellen Zeitgeschehens.

Öffnung der Schulbibliothek zur Mittagszeit

Ganztagslehrkräften, pädagogischem Personal sowie für die Schulbibliothek zuständigen Lehrkräften können die oben genannten Bausteine als Anregung dienen, die eigenen räumlichen Gegebenheiten der Schulbibliothek zu überdenken und evtl. Elemente zu integrieren.

In einem ersten Schritt kann die Schulbibliothek in der Mittagspause für die Ganztagsschülerinnen und -schüler unter Voraussetzung der Wahrung der Aufsichtspflichten öffnen. Gerade zur Mittagszeit steigt bei vielen das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug. Eine Schulbibliothek kann hier für Lernende im Ganztag eine wichtige Anlaufstelle sein.

 

Literatur:

Bosch, R. (2018): Designing for a better world starts at school. Saxo Publish: 2018

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