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Grundprinzipien der Leseförderung im Ganztag


Das besondere Potential der Ganztagsschule

Der Ganztag bietet auf Grund seiner besonderen Unterrichts- und Lernstruktur sowie der größeren Zeitspanne über den Tag vielfältige Chancen zur individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler. Mit Blick auf die Leseförderung eröffnet das Mehr an Zeit dabei zum einen Möglichkeiten für eine systematische Verankerung von übergreifendenden Lesetrainings im Fachunterricht verschiedener Fächer und zum anderen kann es auch für ein (breites) Angebot an Wahlkursen zur Leseförderung genutzt werden.

Förderung der Lesemotivation und der Lesekompetenz
Neben vielfältigen Angeboten, die zur Steigerung der Lesemotivation gemacht werden können, z. B. nachmittägliche (Vor-)Lesestunden, Buchclubs oder Rechercherallyes, eröffnet der Ganztag auch Möglichkeiten, die individuellen Lesekompetenzen der Lernenden zu fördern und spezielle Lesetrainings anzubieten.

Die Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund und das Institut für Erziehungswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Freiburg rücken mit der Teilstudie „StEG-Lesen“ die Frage ins Zentrum, wie Angebote zur Leseförderung gestaltet werden müssen, damit das Lesen im Ganztag wirksam gefördert wird. 

Erste Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Leselernangebote im Ganztag dann positiv auf die Lesemotivation, die Leselernzielorientierung und das Leseselbstkonzept einstellen können, wenn sich Kinder und Jugendliche freiwillig für die Teilnahme an Leseförderangeboten entscheiden und hier Autonomie erleben (vgl. Fischer, 2016, S. 790). Die Studie stützt v. a. aber auch die Auffassung, dass eine Verbesserung der Lesekompetenzen eines gezielten, systematischen Leseförderprogramms bedarf und beiläufige Angebote nicht ausreichen (ebd.). Diese Grundannahme liegt auch der Initiative #lesen.bayern zugrunde und ist Kern des fächer- und schulartübergreifenden Förderverständnisses der Initiative und der Fokussierung auf Trainings zum Auf- und Ausbau von Lesekompetenzen (selbstredend begleitet von lesemotivierenden und das Leseselbstkonzept stärkenden Maßnahmen).

Ideal ist also ein durchdachtes, zielgerichtetes und die Besonderheiten und Möglichkeiten des Ganztags miteinbeziehendes Förderkonzept, das von einer Reihe motivierender, an der Lerngruppe orientierten Angeboten und Leseanreizen begleitet wird.

Zielgerichtete Förderangebote

Ein Programm zum Training der Leseflüssigkeit mit begleiteten Lautleseverfahren kann ein zentraler Baustein des Lesetrainings an Schulen überhaupt und gerade auch im Ganztag sein (in der Grundschule, aber auch in der Sekundarstufe I der weiterführenden Schulen), denn nur wer flüssig liest, kann Texte auch verstehen. Beim Tandem-Lesen beispielsweise lesen zwei Partner gemeinsam und zeitgleich einen Text. Sie starten anhand eines Signals und stoppen beide, sobald sich einer der beiden verlesen hat. Derjenige, der sich verlesen hat, kann sich nun verbessern, der Partner lobt oder korrigiert. Nun wird wieder gemeinsam weitergelesen. Ein gegenseitiges Feedback beendet das Tandemlesen.

Alle Formen des begleiteten Lautlesens basieren auf einer Systematik und Häufigkeit des Trainings, sodass es von Vorteil sein kann, diese im Ganztag sowohl über ein Wahlkursangebot als auch in kleineren Lerngruppen (wie z. B. in Intensivierungsstunden) einzusetzen. Außerdem unterstützt eine Verankerung des Lesetrainings in Unterrichts- wie Lern- und Hausaufgabenzeiten die im Ganztag wichtige Verzahnung im Tagesablauf.

Auch das ritualisierte, dialogische Vorlesen kann im Ganztag eine besondere Stellung einnehmen und beispielsweise Arbeitsphasen wie Lern- und Hausaufgabenzeiten nach der Mittagspause (in der Primar-, aber auch Sekundarstufe 1) einleiten. Ein von Prof. Dr. Jürgen Belgrad von der Pädagogischen Hochschule Weingarten (Baden-Württemberg) geleitetes Forschungsprojekt zur „Leseförderung durch Vorlesen in der Schule“  stützt mit Ergebnissen mehrerer Interventionsstudien ganz deutlich die Hypothese, dass das Vorlesen durch Lehrkräfte bei den Schülerinnen und Schülern eine signifikante Verbesserung der basalen Lesefähigkeiten und des Textverstehens bewirken kann und außerdem das Klassenklima und die Arbeitsatmosphäre positiv beeinflussen (Belgrad u. a.) Ein fest etabliertes Vorlesen, beispielweise nach der Mittagspause, kann also einerseits das Lesen zum besten Bestandteil des Tagesablaufs für die Kinder und Jugendlichen machen, die Lesefähigkeiten fördern und gleichzeitig für eine für den Ganztag wichtige Rhythmisierung schaffen.

Studie: Leseförderung durch Vorlesen

Diese Verknüpfung von Fachunterricht und Lernzeiten lässt sich nicht nur für das Training der Leseflüssigkeit nutzen, sondern kann auch für die Arbeit mit Lesestrategien  genutzt werden. Die häufig bereits aus dem (Deutsch-)Unterricht bekannte Methode „Lesen Schritt für Schritt“, die als Lesestrategiebündel bezeichnet wird, da unter ihr mehrere (Teil-)Lesestrategien zusammengeführt werden, sollte auch Lern- und Hausaufgabenphasen begleiten. Es ist hilfreich, wenn pädagogisches Personal dahingehend fortgebildet und sensibilisiert wird, dass Lesestrategien in allen Fächern wichtige Instrumente zum Arbeiten mit Texten sind. Wenn im Ganztag arbeitende pädagogische Fachkräfte Kinder darin bestärken und sie daran erinnern, diese Strategien bewusst einzusetzen und auf Texte verschiedener Fächer anzuwenden, kann das unterstützend wirken. Eine visuelle Präsenz der Methode mit Hilfe eines Lernplakats im Klassenzimmer oder das Aufgreifen der Symbolik, beispielsweise im Wochenplan, kann den Schülerinnen und Schülern außerdem beim bewussten Nutzen und Anwenden von Strategiewissen helfen.

Sechs-Schritte-Lesemethode

Der Einsatz digitaler Leseproben lohnt sich!

In kurzer Zeit können so viele Lehrplaninhalte umgesesetzt und rasch eine Entscheidungsgrundlage über das Weiterlesen getroffen werden. Darüber hinaus sind 10 Seiten – auch für Nichtleser – eine bewältigbare Aufgabe!

Auch das Lesen mit Hörbüchern ist eine hervorragende Möglichkeit, das laute Lesen zu trainieren. Schülerinnen und Schüler können sich über Kopfhörer einen Text (idealerweise in unterschiedlichen Geschwindigkeiten) vorlesen lassen und für sich das (Mit-)Lesen im eigenen Tempo üben.

Hier finden Sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Medien zur Förderung der Leseflüssigkeit: FilBy