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Sprachsensibel agieren

Damit Kinder und Jugendliche beim Deutschlernen bestmöglich unterstützt werden, ist es entscheidend, dass bestimmte Prinzipien des sprachsensiblen Unterrichts – sogenannte DaZ-Prinzipien – beachtet werden und mit in den Ganztag übernommen werden. Diese Prinzipien bieten eine wertvolle Orientierung, wie sprachliche Förderung systematisch und nachhaltig gelingen kann. Nur wenn Sprache gezielt in den Fokus rückt und auch mit in den gesamten Schulalltag integriert wird, können Lernende mit Deutsch als Zweitsprache ihr Potenzial voll entfalten und erfolgreich am schulischen Alltag teilhaben.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl verschiedener DaZ-Prinzipien, die auch im Ganztagsbereich gut umsetzbar sind und kein spezielles Fachwissen voraussetzen. Sie bieten einfache Anregungen, wie Kinder und Jugendliche beim Deutschlernen im Alltag wirkungsvoll unterstützt werden können.

Durch Anklicken der einzelnen Prinzipien erhalten Sie eine kurze Erklärung.

Ein umfangreiches und gutes Sprachangebot vermittelt den nötigen Input, aus dem Kinder und Jugendliche die Umgebungssprache erwerben und entwickeln. In Ihrer Rolle im Ganztag sind Sie ein wichtiges Sprachvorbild, dem die Schülerinnen und Schüler begegnen. 

Hierfür ist es wichtig, langsam, deutlich und grammatikalisch korrekt in möglichst kurzen und einfachen Sätzen zu sprechen. 

Auf dem Weg zur Sprachrichtigkeit sind ,,Fehler‘‘ wichtige Zwischenstufen im Lernprozess. Sie stellen keine Defizite dar, sondern sind Ausdruck sprachlicher Lernleistungen und liefern wertvolle Hinweise in Bezug auf den jeweiligen Sprachstand. Grundsätzlich gilt, dass beim Spracherwerb nicht jeder Fehler automatisch korrigiert werden muss. Vielmehr sollten Fehler in Form eines korrektiven Feedbacks aufgegriffen und korrigiert werden. Geben Sie als Feedback auf eine Schüleräußerungen die korrekte Form durch Umstrukturierung vor. 

Beispiel: Schüleräußerung: „Frosch grün“ à korrigiertes Feedback: „Richtig, der Frosch ist grün.“

Um Wörter, Wortgruppen oder Satzmuster einzuüben und zu automatisieren, bedarf es vielfältiger Übungsformen und Wiederholungen. Hilfreich ist ein großes, festes Repertoire an Spiel- und Übungsformen.

Übungen sollten, wenn möglich, in dieser Abfolge aufgebaut sein: Hören – Verstehen – Sprechen – Lesen – Schreiben.

Eine positive und angstfreie Lernumgebung ist ausschlaggebend für einen erfolgreichen Spracherwerb. Sie sollte ansprechend und motivierend gestaltet sein und dadurch die Kommunikationsbereitschaft sowie das Interesse der Lernenden wecken und die Aufmerksamkeit auf die Sprache lenken. 

Bieten Sie den Lernenden Medien aller Art, um die Sprache zu erlernen. Lernplakate mit Satzmustern, Bildmaterial, Bücher sowie reale Gegenstände ermöglichen es, Sprache kreativ und in unterschiedlichen Formen zu erwerben.

Spracherwerb erfolgt durch Sprechen. Bieten Sie den Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten, den erlernten Wortschatz anzuwenden. Schaffen Sie Sprechanlässe, die an den Alltag der Kinder anknüpfen und echtes Interesse wecken. 


Gestalten Sie Situationen, in denen die Lernenden miteinander oder mit Ihnen ins Gespräch kommen - durch Rollenspiele, in Erzählkreisen, in realen Situationen wie zum Beispiel beim Basteln, Kochen und in Pausen oder durch Spiele, bei denen der Fokus auf der Sprache liegt.

Die Erstsprache ist nicht nur Teil der Identität eines Kindes, sondern auch eine wichtige Brücke zum Erwerb der deutschen Sprache. Die Einbeziehung der Mehrsprachigkeit stellt grundsätzlich eine Wertschätzung der individuellen Fähigkeiten und damit auch der eigenen Person dar, mit dem Ergebnis, dass sich dies positiv auf die Lernmotivation auswirkt. Ermutigen Sie deshalb die Lernenden, ihr gesamtes sprachliches Repertoire zu nutzen. 


Lassen Sie den Schülerinnen und Schülern beispielsweise neue Begriffe in ihrer Erstsprache und auf Deutsch benennen oder erklären. Zeigen Sie Interesse an den Sprachen der Kinder und bauen Sie diese in Gespräche und Lernanlässe ein. 
Durch dieses Vorgehen unterstützen Sie die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich in ihrem Lernprozess: sprachlich, emotional und kognitiv.

Die Schülerinnen und Schüler mit anderen Erstsprachen müssen von Anfang an spüren, dass sie willkommen sind und als Person mit einer anderen Sprache und Kultur wertgeschätzt werden. Sie brauchen eine positive Resonanz und ein offenes Miteinander, damit sie in der anderssprachigen Umgebung ihre Potenziale angstfrei entfalten können. Eine Willkommenskultur muss nicht nur gelehrt, sondern vor allem gelebt werden. Fremde Kulturen und ihre Eigenheiten kennenzulernen erfolgt am besten im täglichen Umgang miteinander.

Indem Begrüßungsworte aus verschiedenen Herkunftssprachen in das Begrüßungsritual im Ganztag aufgenommen werden, erfahren die Sprachen der Kinder eine sichtbare Wertschätzung. Zum Beispiel können Sie alle Kinder zu Beginn „Hallo“ in ihrer jeweiligen Muttersprache sagen lassen.

Auch eine Weltkarte an der Wand bietet die Möglichkeit, Vielfalt positiv darzustellen. Lassen Sie jedem Kind sein Herkunftsland auf einer Karte markieren und mit einem Begrüßungswort in der jeweiligen Sprache ergänzen. Alternativ können Sie Länderplakate zu den einzelnen Herkunftsländern der Kinder gestalten lassen und im Raum präsentieren.

Routinen und Rituale sind für den Einstieg ins schulische DaZ-Lernen sehr hilfreich, denn sie strukturieren den Tagesablauf und geben den Kindern Sicherheit, indem sie ihnen feste Handlungsabläufe bieten. 

Greife Sie auf feste Gruß- und Abschiedsrituale, Bitten und Danken sowie andere Höflichkeitsrituale ("Guten Appetit‘‘) zurück. Sprüche, Verse und Lieder tragen zudem zum Sprachlernen bei, denn Melodie, Reim, Rhythmus und Bewegung sind wichtige Stützelemente im Lernprozess der Heranwachsenden.

Kinder haben das Bedürfnis, Sprache spielerisch zu entdecken, zu erfahren und zu üben. Spielen kann die Motivation in der Auseinandersetzung mit Sprache steigern. Es werden intuitiv Regeln erfahren, Sprachmuster gefestigt und die Kreativität gesteigert. 


Spiele können das unterschiedliche Leistungsniveau der Schüler mittels Differenzierung berücksichtigen, z. B. Memory, Lotto, Puzzle, Würfelspiele, Ratespiele, Schreibspiele, Rollenspiele, Handpuppen, Regelspiele, Fingerspiele, Reime, Abzählverse usw.